Oberitalien im April

Letztes Jahr im April sind wir zum ersten Mal alleine mit unserem Traumgespann in den Urlaub gefahren und ich muß sagen: unser kleiner Retro-Wohnwagen Orangina ist ein wahrer Palast, wenn man ihn für sich alleine hat und nicht auch noch vier Kinder unterbringen muß! Warum es uns so wichtig ist, jedes Jahr mindestens eine Woche Urlaub zu zweit zu machen, könnt Ihr übrigens hier nachlesen.

Unser Ziel waren in erster Linie die Oberitalienischen Seen, allen voran der wunderschöne Lago Maggiore, den die Italiener  „Lago Verbano“ nennen. Doch leider blinkte schon eine Stunde nach Abfahrt an unserem Pünktchenbus die Warnlampe auf, die besagte, wir müssten SOFORT eine Werkstatt aufsuchen: na, toll. Stundenlanges Warten auf den ADAC, der uns ebenfalls nur mitteilte, daß wir eine Werkstatt aufsuchen sollten, machte die Laune nicht besser: da hat man mal EINE Woche Urlaub zu zweit im Jahr und dann das! Aber es nützte ja nichts: wir wagten es also, weiterzufahren, bis wir die nächste große VW-Werkstatt erreichen würden, damit wir wenigstens eine größere Chance hätten, den Schaden am nächsten Tag ganz früh repariert zu bekommen. Die nächste große Werkstatt war in Wangen im Allgäu und wie durch ein Wunder haben die Kräfte unseres Pünktchenbusses GENAU für diese Strecke gereicht: kurz vor der Autobahnausfahrt Wangen fiel die Lichtmaschine Stück für Stück aus und ich sah uns schon auf der Autobahn liegenbleiben … aber wir konnten gerade noch so mit Notbeleuchtung durch das nächtliche Wangen vor die Werkstatt fahren, wo wir die erste Nacht unseres Urlaubes verbringen sollten. Puh!

In Wangen waren um 21.30 Uhr schon sämtliche Bürgersteige hochgeklappt und wir haben nichts Warmes mehr zu essen bekommen: aber wir waren sicher angekommen und das war die Hauptsache. Zumindest können wir den Wangener Spruch „In Wangen bleibt man hangen“ seitdem bestätigen: denn am nächsten Tag konnten wir zwar gleich um 7.00 Uhr im Autohaus vorstellig werden, aber das benötigte Ersatzteil war leider nicht vorrätig und so mußten wir einen ganzen Urlaubstag in Wangen verbringen. Mußten? Nein, durften! Denn Wangen im Allgäu stellte sich als wirklich zauberhaftes Städtchen heraus: wir machten eine lange Wanderung auf der Halbmarathonstrecke rund um Wangen und schauten uns die kleine gemütliche Stadt etwas genauer an. Abends konnten wir unseren Bus frisch repariert abholen und dann hat uns nichts mehr gehalten: wir fuhren nonstop über den San Bernardino Pass nach Italien und waren pünktlich zum Abendessen am Lago Maggiore! Endlich!

Nach einem Müsli-Picknick mit Blick auf den majestätischen See in der Abenddämmerung ging es weiter zu unserem vorläufigen Ziel: dem Camping Lido di Monvalle, direkt am Ufer des Lago Maggiore. Da niemand mehr an der Rezeption war, übernachteten wir eine weitere Nacht ohne Strom auf dem großen Parkplatz vor den Toren des Campingplatzes: so konnten wir uns am nächsten Morgen gleich den besten Platz aussuchen!

Das hätten wir aber auch noch zwei Stunden später gekonnt, denn, ganz ehrlich: im April sind Italiens Campingplätze alles andere als besetzt!

Die Saison hat gerade erst begonnen und alles ist ruhig und gemütlich: ein absoluter Traum! Baden ist im April natürlich nur etwas für Hartgesottene: aber wer will denn baden, wenn er auch mit diesem Ausblick am Ufer sitzen und stundenlang lesen kann?

Der Camping Lido di Monvalle ist sehr klein und einfach – aber unglaublich charmant und noch ein richtiger Familienbetrieb! Wir wissen natürlich nicht, wie es in der Hauptsaison dort aussieht, aber für die Vorsaison können wir ihn von Herzen empfehlen.

Näher kann man dem wunderschönen Lago Maggiore kaum kommen!

Insgesamt waren wir drei Tage auf dem kleinen Campingplatz an der Südost-Seite des Lago Maggiore, denn er ist ein wunderbarer Ausgangspunkt, um die traumhafte Gegend zu erkunden. Am ersten Tag zog es uns gleich zur berühmten Einsiedelei Santa Caterina del Sasso, die ganz malerisch an den Felsen über dem See klebt und die in der Hauptsaison von Massen an Touristen heimgesucht wird, wenn man die Ausmaße der Besucherparkplätze betrachtet.

In der Vorsaison hingegen spaziert man ganz gemütlich die unzähligen Treppenstufen hinunter und trifft vielleicht auf eine Handvoll weiterer Touristen.

Unten angekommen, staunten wir erst einmal über die in voller Blüte stehende Blauregenpergola!

Was für eine unglaublich schöne und wohlriechende Pracht!

Und dann kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: die Einsiedelei mit ihrer unfaßbar schönen Lage verzaubert einen sofort.

Wir hatten das Glück, daß während unserer Anwesenheit auf dem Gelände des Klosters ein Gottesdienst in der Kirche stattfand und die Gesänge der Mönche und Nonnen über das gesamte Gelände schallten. Aber diese uralten Lieder versetzten uns nicht lange in eine völlig andere Zeit! Denn was mich während unseres Besuches in Santa Caterina del Sasso vor allem beeindruckt hat, waren weniger die einbalsamierten Gebeine des 1205 verstorbenen Einsiedlers Albertus Besozzi oder die berühmten Fresken, als vielmehr die Anwesenheit einiger Mönche und Nonnen, die herrlich weltliche Dinge taten: wie der Frau vom Fähranleger einen Kaffee mit Schokolade zu bringen und fünf Minuten mit ihr zu plaudern, oder nach der Messe das Smartphone aus der Kutte zu ziehen und darauf herumzuwischen.

Weiter ging es während unserer ersten Erkundungstour nach Laveno Mombello, von wo aus wir mit der urigen Kübelbahn „Funivie del Lago Maggiore“ auf den Monte Sasso del Ferro (1062m) gefahren sind – was für ein grandioses Erlebnis!

In die „Kübel“ passen gerade mal zwei Personen: und da sie offen sind, ist der Spaß definitiv nichts für Menschen, die unter Höhenangst leiden!

Man wird für seinen Mut aber definitiv mit einem umwerfenden Panorama belohnt!

Der See liegt einem zu Füßen und die Wolken sind zum Greifen nah: schöner kann man diese Gegend nicht erfassen.

Am nächsten Tag nutzten wir das schöne Wetter, um vom Fähranleger Santa Caterina del Sasso aus mit dem Schiff zu den weltberühmten Borromäischen Inseln zu fahren.  Zunächst einmal steuerten wir die Isola Bella an, die ihrem Namen alle Ehre macht: was für ein unwirklich schöner Ort!

Die Borromäer haben wirklich alles getan, um aus einem kargen Felsen ein blühendes Paradies zu machen!

Die frei herumlaufenden, weißen Pfauen haben mich am meisten beeindruckt: vor allem, als ich ganz unten an den bepflanzten Terrassen stand und meinen Blick nach oben schweifen ließ:

Die Insel ist nicht groß, aber großartig gestaltet!

Das Einhorn war das Wappentier der überaus wohlhabenden Borromäer, die diesen Traum erschaffen haben.

Das Schloß der Borromäer, in dem schon Napoleon Bonaparte übernachtete, ist von überbordendem Prunk und die Gärten sind unbeschreiblich: uralte, exotische Bäume, prachtvolle, blühende Sträucher, Zitrusgewächse aller Arten und zwischendrin die freilaufenden, weißen Pfauen – wären die anderen Besucher nicht (von denen es in der Vorsaison ja gar nicht soo viele gibt!), man würde sich wie im Märchen fühlen.

Von der Isola Bella ging es mit dem Schiff zur Isola Superiore dei Pescatori, die wir aber nur kurz zu Fuß umrundeten: sogar im April waren das für unseren Geschmack zu viele Menschen! Und soo pittoresk, wie diese Insel oft beschrieben wird, fanden wir sie gar nicht.

Also verließen wir die Insel der Fischer wieder per Schiff und traten den Rückweg an.

Ein kurzer Zwischenstop in Stresa bescherte uns ein großes und himmlisches italienisches Eis und auf der Rückfahrt zur anderen Seite des Lago Maggiore freuten wir uns über den tollen Blick auf Santa Caterina del Sasso.

Am nächsten Tag war der See nebelverhangen und uns war kalt: so machten wir uns auf den Weg zum kleinen Lago di Mergozzo, von wo aus wir eine wunderschöne Wanderung unternahmen.

Unser Weg führte hoch über dem See an unzähligen kleinen Wasserfällen und verlassenen Steinhäusern vorbei und wir durften den Anblick von sich entfaltenden Farnen und blühenden Buschwindröschen genießen.

Nach dieser kurzen Wanderung zog es uns mit unserem Bus tief in das schöne Piemont, in das kleine Valle Antigorio, wo eine Therme auf unseren Besuch wartete, deren Lage unfaßbar bezaubernd ist: die Premia Terme.

Mit Blick auf diesen herrlichen Wasserfall lagen wir dort stundenlang im heißen Wasser und ließen es uns gut gehen, bis wir abends wieder in Richtung Orangina an den Lago Maggiore fuhren: vorbei an der Chiesa di San Gaudenzio in Baceno, die fast unwirklich in der majestätischen Landschaft steht.

Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen vom Lago Maggiore.

Wir fuhren auf kurvigen Straßen zum schönen Lago di Como, der so ganz anders ist als der Lago Maggiore: dicht bewaldete, hohe Hänge säumen weite Teile seines Ufers!

In Bellagio offenbart der Comer See seine ganze Schönheit, die man dort aber auch mit ganz vielen Touristen teilen muß.

Wir konnten natürlich nicht an der berühmten Pasticceria Gelateria Bar Sport vorbeigehen: ungelogen, die süßeste Pasticceria Italiens, in der ein alter Herr mit Hingabe seine Bonbons in Zellophantütchen füllt! Ein Traum!

Erst abends trafen wir am Lago di Garda ein: ein See, den wir in den vergangenen 20 Jahren so oft besucht haben, daß er sich schon fast wie eine zweite Heimat anfühlt. Das Camping Village San Francesco nahe Sirmione, an der Südspitze des Gardasees, liegt zwar auf einem herrlichen Gelände direkt am See, doch für einen längeren Aufenthalt wäre dieser Campingplatz viel zu groß und unpersönlich (und teuer!) für uns. Aber da wir am nächsten Tag schon wieder weiterfahren wollten, war die Wahl völlig in Ordnung.

Wir statteten Sirmione noch am selben Abend einen Besuch ab und staunten nicht schlecht, wie wunderschön und vor allem menschenleer dieser von uns sehr geliebte und oft besuchte Ort nachts ist!

Am nächsten Morgen hatte ich Geburtstag: und wo hätte ich diesen lieber beginnen wollen als in meinem absoluten Lieblingscafé am Lago di Garda? Die Caffetteria Pasticceria „La Fenice“ haben wir vor einigen Jahren für uns entdeckt und ein Besuch dort ist einfach immer ein Hochgenuß – im wahrsten Sinne des Wortes! Und auch wenn man das vor ein paar Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte: auch in Italien bekommt man jetzt in vielen Cafés einen perfekten Cappucchino mit Pflanzenmilch! Hurra!

Dann ging es weiter, der Empfehlung meiner Freundin Corinna folgend, die meinte, sie wüßte genau, wo ich meinen Geburtstag verbringen sollte, wenn ich schon einmal in der Nähe wäre: und zwar in der großen Landart-Ausstellung internationaler Künstler, „Arte Sella“ , im Val di Sella im Trentin. Und wie recht sie damit hatte!

Dank des eher bedeckten Wetters mußten wir uns diese phantastische Freiluft-Ausstellung nur mit zwei weiteren Besuchern teilen und konnten jedes einzelne Kunstwerk so richtig genießen!

Arte Sella birgt die außergewöhnlichsten Ein- und Ausblicke und ist ein Genuß für alle Sinne.

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Nachdem wir das Gelände ausgiebig genossen hatten, gab es noch ein formidables, veganes Geburtstagsmahl im dall´ERSILIA, dem kleinen Bergbistrot auf dem Gelände der Arte Sella, welches sich der regionalen und saisonalen Küche verschrieben hat.

Dann hieß es Abschied nehmen von Bella Italia: denn meinen Geburtstag sollte ich in einem weichen Hotelbett in Innsbruck beschließen dürfen. Der familiengeführte Huberhof war dafür die perfekte Wahl und nach einem herrlichen Frühstücksbuffet konnten wir am nächsten Morgen noch ein paar Stunden lang die pittoreske Altstadt von Innsbruck genießen.

Dort sind wir unerwarteterweise sowohl in eine Palmsonntagsprozession als auch auf einen Ostermarkt geraten und haben über die 11 Riesenostereier gestaunt, die über der gesamten Altstadt verteilt waren!

Das „Goldene Dacherl“ wird beinahe in den Hintergrund gedrängt. Dabei gehört es zu den bekanntesten Wahrzeichen Innsbrucks!

Die Riesenostereier haben wir leicht gefunden … nur das Alpenpanorama hatte sich etwas zu gut versteckt. Da müssen wir wohl wiederkommen!

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