Cocos Geburt – Eine fast unglaubliche Geburtsgeschichte!
Wenn ich Cocos Geburt nicht selbst erlebt hätte, würde ich sie wahrscheinlich nicht glauben. Nach zwei extrem schmerzhaften Geburten (bei Julias Geburt wollte ich ernsthaft sterben … ich habe niemals geglaubt, daß ich da lebend durchkomme!) war ich wirklich sehr vorbelastet: meine Assoziationen mit Geburten waren keineswegs negativ (im Nachhinein war sowohl Julias selbstbestimmte Geburt im Geburtshaus als auch Claras Geburt als meine allererste Hausgeburt mit Hebammenhilfe „gut“ und stimmig!), aber Schmerzen „gehörten eben dazu“. Dieser Glaubenssatz sitzt so tief in uns drin, daß wir ihn fraglos übernehmen. Wieviele „Horror-Geburtsgeschichten“ hört man … und wieviele positive Geburtsberichte? Auch wenn viele Menschen das unterschätzen und es gerade unter Müttern nicht selten vorkommt, daß man den Anschein bekommt, sie würden sich fast gegenseitig übertrumpfen wollen (Wer hatte längere Geburten? Wer hatte mehr Schmerzen?): all diese Berichte formen unbewußt unsere Meinung über Geburten und wie diese zu sein haben. Zum Glück war ich in meinem Freundeskreis die erste Gebärende und mußte zumindest damit nicht umgehen. Und doch hatte ich diese Schmerzerfahrung aus den vorangegangenen Geburten tief in meinem Körper sitzen – eigentlich keine gute Voraussetzung für eine weitere Geburt. Aber zum Glück kam alles anders! Durch meine liebe irische Freundin hatte ich Hypnobirthing kennengelernt und diese Übungen während der Schwangerschaft regelmäßig durchgeführt und sehr genossen. In Irland war das bei uns damals noch kaum bekannte Verfahren weit verbreitet und die Schilderungen meiner Freundin ließen mich aufhorchen: eine schmerzfreie Geburt? Sollte das tatsächlich möglich sein? Ich konnte es kaum glauben, fühlte mich aber sofort zutiefst angesprochen. So machte ich mich umgehend auf die Suche nach einem Hypnobirthing-Kurs und bestellte mir das Buch „HypnoBirthing. Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt“ von Marie F. Mongan. Im Kurs bekam ich die Regenbogenmeditation im Original, was mir weitaus mehr zusagte als die deutsche Sprecherin auf der beigefügten CD des Buches. Diese Meditation hörte ich jeden Tag während einer Mittagspause, die mir mit der Zeit regelrecht heilig wurde: denn auch wenn ich die Regenbogenmeditation nur ein einziges Mal komplett anhören konnte (die folgenden Male bin ich immer schon nach wenigen Worten eingeschlafen! Übrigens ein Zeichen dafür, daß die „Entspannungsprogrammierung“ bestens wirkt!), habe ich mich noch nie zuvor nach so kurzer Zeit so tief entspannt gefühlt! Was war das allein schon für ein Segen, mußte ich doch als Hyperemesis-geplagte Schwangere jeden Tag für zwei Kleinkinder unter fünf „funktionieren“! Auch der Hypnobirthing-Kurs, aufgeteilt in Einzelsitzungen, bei der die vorangegangenen Geburten aufgearbeitet und die Traumata im Körper geheilt wurden, und Paarsitzungen, bei der Entspannungstechniken für die einzelnen Geburtsphasen eingeübt wurden, war ein reiner Gewinn. Nebenbei las ich alles, was ich an positiver Literatur über Geburten finden konnte (eine Literaturliste füge ich unten hinzu) und mir wurden alle Zusammenhänge immer klarer: was bei einer Geburt die Schmerzen verursacht, ist nicht der Geburtsvorgang selbst. Denn dieser ist zwar in Form eines Druckes sehr wohl spürbar, aber keineswegs schmerzhaft: Frauen im Koma gebären schmerzfrei, ohne bei „Bewußtsein“ zu sein! Wenn man Geburt als physiologischen Vorgang betrachtet, der passieren wird, ob man will oder nicht (und genau das sind ja die beiden Optionen: entweder ich gebe mich diesem Vorgang hin und öffne mich dafür oder ich wehre mich dagegen und verkrampfe so völlig!), dann ist es ja logisch, sich in diesem natürlichen Geschehen besser entspannt fallenzulassen als dagegen anzukämpfen. Die bittere Wahrheit ist: diese Erkenntnisse sind nicht neu. Der amerikanische Arzt Dr Dick Reed hatte dieses „Schmerz-Verkrampfungs-Syndrom“ schon in den frühen Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts beschrieben und publiziert! Ina May Gaskin hat bahnbrechende Literatur zum Thema natürliche Geburtshilfe verfasst! Aber selbstbestimmt und schmerzfrei gebärende Frauen nutzen eben niemandem: die Pharmaindustrie möchte Schmerzmittel verkaufen, die Krankenhausbetten müssen belegt werden, eine bestimmte Kaiserschnittrate muß erreicht werden und den Ärzten waren jahrzehntelang Frauen am liebsten, die in der gebärunfreundlichsten Haltung der Welt auf dem Rücken liegend gebären sollten. Nicht zufällig die Position, in der ein Gynäkologe eben den besten „Zugriff“ hat. Ach, hätte doch jede schwangere Frau das große Glück, rechtzeitig aufgeklärt und von einer kundigen Hebamme durch die Schwangerschaft begleitet zu werden! So vielen jungen Müttern und ihren Kindern würde so viel Leid erspart bleiben. Aber das ist eine andere Geschichte, über die es sich auch einmal zu schreiben lohnen würde. Heute geht es hier um Cocos Geburt am 3.07.2009 – und diese Geburt war wirklich eine Traumgeburt.
All die Entspannungsübungen, die ich gemacht hatte und all die Bücher, die ich zur „sanften Geburt“ verschlungen hatte, waren offensichtlich genau die richtige Vorbereitung für diesen großen Tag – denn als ich um 4.00 Uhr mit leichten Wellen aufwachte, war mein Körper schon selbständig und schmerzfrei durch die Eröffnungsphase gegangen und die Geburt hätte schon losgehen können: wenn ich es nur gewußt hätte! Ich dachte natürlich, ich stünde am Anfang der Eröffnungsphase und versuchte mich in der entsprechenden Atmung, was nicht funktionierte: natürlich nicht! Bei Hypnobirthing gibt es für jede Phase völlig unterschiedliche Atmungen und ich wandte schlichtweg die falsche an! Ich hatte also Schmerzen, die ich nicht haben wollte und war (zum Glück nur kurz) extrem enttäuscht, daß es nicht so funktionierte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich weckte den Liebsten um 4.45 Uhr und bat ihn, unsere liebe Hebamme anzurufen, die einen Fahrtweg von 50 Minuten hatte. Da ich mit der Atmung für die Eröffnungsphase nicht zurechtkam, hörte ich in mich, um herauszubekommen, was ich nun machen sollte. Erst wollte ich mich einfach nur bewegen und tigerte auf und ab. Während dieser Zeit zündete Flo die Geburtskerze an, entzündete Duftlampen und holte die Handtücher. Um 6.00 Uhr wurden Julia und Clara wach und Flo brachte sie nach unten zur Oma, die zum Glück schon ein paar Tage zuvor zur Unterstützung angereist war. Welch eine Aufregung! Wir würden heute, an diesem herrlichen Sommertag, ein Baby bekommen! Ich ging im oberen Stock immer hin und her, was wunderbar auszuhalten war – der Tag von Cocos Geburt brach mit einem fulminanten Morgenrot an und ich war zu keiner Sekunde ängstlich, sondern komplett erfüllt mit Vorfreude auf dieses kleine Menschenwesen. Unsere Hebamme war noch immer nicht da, als ich den Drang verspürte, auf der Toilette zu sitzen – intuitiv machte ich zu diesem Zeitpunkt die richtige Atmung … denn es war tatsächlich schon so weit: ich spürte komplett schmerzfrei, wie ich mich immer weiter öffnen konnte. Ich visualisierte die sich öffnende Lotusblüte und atmete ganz ruhig mein drittes Baby nach außen. Plötzlich spürte ich das Köpfchen zwischen den Beinen und schickte Flo weg, um Zinnkrauttee für den Damm zu holen – eine wirklich schlechte Idee! Denn Coco hatte es jetzt sehr eilig! Ich rief ihn also zurück und er war gerade wieder im Bad, als Coco mit einem Schwall Fruchtwasser in seine Arme geboren wurde – für ihn ein unfassbar schönes und einmaliges Erlebnis!! Er half mir sofort in’s Bett und wir legten Corinna unter warmen Tüchern auf meinen Bauch – erst jetzt hatten wir Gelegenheit zu schauen, ob es ein Bub oder ein Mädchen war – es war eindeutig unsere Coco und die Freude im Haus war groß! Dann kam auch unsere Hebamme dazu und freute sich mit uns über diese unvergeßlich schöne Alleingeburt.
Dieses Bild entstand etwa eine Stunde nach der Geburt und es erinnert mich immer so sehr an all die Glücksgefühle, die diese überwältigend schöne Geburtserfahrung in mir ausgelöst hat!
Mit Cocos Alleingeburt fing das allerschönste Wochenbett an, das ich je genießen durfte: umsorgt vom Liebsten und den Großeltern, die vier Wochen lang den Haushalt und die großen Schwestern übernahmen, durfte ich mich einfach nur erholen und mein drittes Kind genießen. Das größte Geschenk, das man einer Mutter zur Geburt machen kann!
Plötzlich zu fünft! Jede Geburt verändert die Familienkonstellation komplett: gut, wenn dann Menschen für die Geschwisterkinder da sind, die einfach nur Zeit für sie haben und sie mit Liebe überschütten. Wenn alle Familienmitglieder gesehen werden, kommen Eifersucht und andere negative Gefühle kaum zum Zug.
Das war unsere Corinna Jasmin am Abend ihres Geburts-Tages! Ein kleines Wollbündelchen Glück!
Hier nun die Bücher, die ich jeder Schwangeren an´s Herz legen würde:
- „HypnoBirthing. Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt“ von Marie F. Mongan, erschienen im Mankau Verlag
- „Die Hebammensprechstunde“ von Ingeborg Stadelmann, erschienen im Stadelmann Verlag
- „Birth Matters – Die Kraft der Geburt“ von Ina May Gaskin, erschienen im fidibus Verlag
- „Natürliche Wege zum Babyglück“ von Nadine Wenger, erschienen im Neue Erde Verlag
Bücher für alle, die sich für das Thema Hausgeburt interessieren:
- „Hausgeburt und Gebären im Geburtshaus“ von Christine Trompka, erschienen im Fidibus Verlag
- „Luxus Privatgeburt“ von Martina Eirich und Caroline Oblasser, erschienen in der Edition Riedenburg
- „Alleingeburt“ von Sarah Schmid, erschienen in der Edition Riedenburg
Liebe Uta,
das klingt in der Tat traumhaft! So eine Geburt würde ich jeder Frau wünschen! Vielleicht lesen ja durch die Niederschrift deiner Erfahrung mehr Menschen davon und haben dann die Chance dazu.
Vermutlich muss man sich aber auch damit abfinden, dass es nicht immer so möglich ist – unser Kind hatte die Nabelschnur um den Hals und ich bin sehr froh, dass ich mich dann statt für die Saugglocke für den Kaiserschnitt (den ich eigentlich unbedingt vermeiden wollte) entschieden hab – denn ersteres hätte ja nichts gebracht.
Jedenfalls: danke fürs Teilen dieser wunderbaren Geburtsgeschichte!
Feiert noch schön 🙂
Alles Liebe
Katrin
Danke, liebe Katrin!
Und ja, das ist leider nicht immer möglich: der Bub hatte die Nabelschnur fest um den Bauch gewickelt und ich hatte mit ihm unfassbar viel Mühe.
Liebste Grüße von Uta
Liebe Uta, darf ich fragen, wo du damals den Hypnobirthing-Kurs gemacht hast? Bei uns im Bamberger Raum ist das Angebot dahingehend leider recht dünn gesät und, so, wie es bei dir klingt, lohnt es sich ja auch, für solch einen Kurs ein bisschen zu fahren.
Ganz lieben Dank schonmal für deine Antwort und einen schönen Geburtstag heute für eure Coco!
Liebe Yvonne!
Das war ein Hypnotherapeut in Erlangen, der leider vor ein paar Jahren mit seiner Familie in den Norden gezogen ist!
Ich hoffe, Du findest jemanden!
Alles Liebe von Uta
Was eine schöne Erfahrung. Ich bin zu Tränen gerührt – einerseits, weil ich die tiefe Liebe innerhalb eurer Familie bis hierher spüren kann, andererseits, weil ich noch immer an meinem ersten Geburtsttraumata nage und ich mir nichts sehnlicher gewünscht hätte als so eine Geburt. Doch ich hatte keine Ahnung zu diesem Zeitpunkt UND war nicht offen dafür. Es bricht mir das Herz. Solche Berichte braucht es mehr, mehr, mehr! So viele, dass man sie nicht mehr übersehen kann.
Liebe Claudia!
Von Herzen DANKE für Deine offenen und berührenden Worte! ❤️ Du hast sooo Recht: wir brauchen wieder eine Kultur, in der positive Geburtserfahrungen geteilt werden und Frauen sich gegenseitig stark machen für kraftvolle Geburten!
Alles Liebe von Uta
Liebe Uta,
danke für das Teilen dieser wunderbaren Geburtsgeschichte. Ich habe selbst drei Kinder geboren. Ich weiß, in welcher Gefühlswelt wir uns da bewegen. Immer wieder ist es für mich bewegend so eine schöne Geschichte zu lesen, die mir Tränen in die Augen zaubert.
Liebe Grüße und herzlichen Glückwunsch an die Große
Julia
Liebe Julia!
Danke für Deine lieben Worte: ja, die Zeiten rund um Schwangerschaft und Geburt sind einfach so besonders.
Ganz liebe Grüße von Uta
Danke dir liebe Uta fürs Teilen deiner Geburtsgeschichte!
Es klingt wirklich traumhaft und macht sicher vielen Frauen Mut.
Ich empfinde deine eingehenden Worte genauso, als würde sie sich manchmal übertrumpfen wollen, Zeit spielt eine große Rolle!
Dabei spielt Zeit sowas von gar keine Rolle.
Ich bin in der Geburtsvorbereitung tätig (keine Hebamme) und da ist das auch immer wieder Thema.
Beim Hypnobirthing muss ich gestehen fehlt mir ein bisschen Individualität, so wie du auch schreibst, dass dir Atmung nicht gepasst hat. Du hast dann auf deine innere Stimme gehört und das war super so, viele Frauen schaffen das jedoch nicht, weil sie die Werkzeuge in die Hand bekommen haben, also wird der hammer als hammer benutzt und nicht vielleicht als ein verlängerter Arm.
Ich wünsch eurer Coco alles Liebe zum Geburtstag und sie hat wohl alles richtig gemacht, bei der Wahl ihrer tollen Familie!
Liebe Isabella!
Danke für Deine lieben Worte und Deine wunderbare Ergänzung! Du machst eine ganz tolle Arbeit: schön, daß es Menschen wie Dich für Schwangere gibt!
Alles Liebe von Uta
Liebe Uta!
Was für ein wunderschöner Geburtsbericht! Meine Tochter ist auch ein Juli 2009 Sommerkind! Ich wünsche deiner Coco alles alles gute zum 10. Geburtstag! LG
Liebe Miriam!
Dann waren wir ja gemeinsam schwanger – wie schön! Auch für Dich und Dein Sommerkind nur das Allerbeste!
Alles Liebe von Uta